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Wie kam ich eigentlich darauf, Vipassana sei was für mich? Und was ist Vipassana eigentlich?

Ich liebe es, im Auto oder im Haushalt Podcast zu hören. Einige dieser Podcasts beschäftigen sich mit lustigen Alltagssituationen, andere mit Achtsamkeit, Meditation und Coaching. Irgendwann bin ich bei Laura Seilers Podcast über den Begriff „Vipassana“ gestolpert und sie hat über ihre Erfahrungen berichtet. Da wusste ich schon, dass ich das unbedingt machen möchte. Ich glaube, das war 2018.

Was du über die Vipassana Meditation wissen musst

Was ist überhaupt Vipassana?

Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens und bedeutet soviel wie „die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind„. Und wer bitte möchte die Dinge nicht so sehen, wie sie wirklich sind?

Vor 2.500 Jahren in Indien wiederentdeckt wird es als Heilmittel gegen Krankheiten und die Kunst zu leben gelehrt. Vipassana soll geistige Unreinheiten beseitigen und die vollkommene Befreiung anstreben. Klingt martialisch.

Dabei ist Vipassana ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung. Der Fokus liegt auf der tiefen Wechselbeziehung zwischen Körper und Geist, die durch eine geschulte, auf die körperlichen Empfindungen gerichtete Achtsamkeit erfahren werden kann.

Die gesamte Praxis von Vipassana ist ein geistiges Training. So wie du körperliche Übungen nutzt, um deine physische Gesundheit zu verbessern, kannst du Vipassana nutzen, um einen gesunden Geist zu entwickeln.

Wie wird die Technik gelehrt?

Die Technik wird in 10-Tage-Kursen gelehrt. Teilnehmende der Kurse müssen sich strikt an die Teilnahmebedingungen halten. In den 10 Tagen hast du so genug Zeit, die Grundlagen zu lernen und ausreichend zu üben.

Das Erlernen der Technik setzt sich aus drei Schritten zusammen:

  1. Die erste Stufe umfasst einige Grundregeln – kein Lebewesen töten, nicht stehlen, Verzicht auf sexuelle Aktivitäten sowie auf Drogen und Alkohol. Das Einhalten dieser ethisch-moralischen Grundlage hilft, den Geist zu beruhigen.
  2. In der zweiten Stufe lernst du, deinen Geist zu beherrschen. Dazu gehört, deinen Fokus kontinuierlich auf das Hereinströmen und Herausfließen des Atems am Eingang deiner Nasenlöcher zu richten.
  3. Mit Erreichen des vierten Tages soll dein Geist ruhiger, konzentrierter und besser in der Lage sein, um mit der dritten Stufe, der Praxis von Vipassana zu beginnen: Empfindungen auf der Ebene des Körpers zu beobachten und Gleichmut zu entwickeln, indem du lernst, nicht auf sie zu reagieren.

Zum Abschluss des Kurses lernst du die Meditation der liebevollen Güte, des Wohlwollens gegenüber allen Wesen. Ich stelle mir vor, wie ich 10 cm über dem Boden schwebe, nur noch liebevoll grinse und alles wie Wasser an Teflon an mir abperlt.

Die Technik von Vipassana wird in ihrer ursprünglichen, authentischen Form gelehrt. Die Kurse werden frei angeboten, d. h. es werden keine Gebühren erhoben – auch nicht für Unterkunft und Verpflegung. Die Idee dahinter ist, dass sich die Schüler:innen komplett von Ansprüchen befreien. Ähnlich wie Nonnen oder Mönche in einem Kloster leben, gibt es in der Zeit des Kurses eben das, was es gibt. Ob in Bezug auf Essen oder sehr einfachen Unterkünften, die man sich mit mehreren Personen teilt.

Alle Kosten werden durch Spenden von Teilnehmer:innen früherer Kurse beglichen, die nach dem Besuch eines 10-Tage-Kurses die positiven Wirkungen von Vipassana erfahren haben und anderen ebenfalls diese Erfahrung ermöglichen wollen. Du kannst direkt vor Ort spenden oder auch erst später nach dem Kurs per Überweisung.

Natürlich kommen die Ergebnisse erst nach und nach durch eine regelmäßige Praxis. Es wäre unrealistisch, zu erwarten, dass sich bereits nach zehn Tagen alle Probleme lösen ließen. Du kannst innerhalb dieser Zeitspanne jedoch die wesentlichen Grundlagen von Vipassana erlernen und bist so in der Lage, diese Technik auch im Alltag anzuwenden.

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Warum Vipassana?

Mit dem Meditieren habe ich 2017 angefangen. Zuerst mit Hilfe von Apps: von yogaeasy, über Headspace und Balloon habe ich ziemlich viele ausprobiert. Hängen geblieben bin ich dann schließlich bei Calm, eine App, die mich überzeugt hat.

Jedenfalls habe ich angefangen, täglich morgens zu meditieren und gemerkt, dass mir die Ruhe echt gut tut. Anfangs flatterten die Gedanken nur so ungefiltert durch den Geist. Meine innere Stimme fing dann tatsächlich an, Dialoge mit mir zu führen und analysierte irgendwelche Situationen längst vergangener Tage.

Da meine innere Stimme ziemlich nett ist und ich sie echt gerne mag, war Meditieren irgendwann für mich eine angenehme kleine Unterhaltung mit mir selbst am Morgen. Klingt irgendwie gut, ist aber nicht der Sinn von Meditieren.

Auch ploppten irgendwelche ToDo-Listen des Tages auf oder grandiose Ideen schossen mir durch den Kopf. Auch gut, aber immer noch nicht der Sinn von Meditieren.

Ich las mich also immer tiefer ein und irgendwann war klar, dass ich Meditieren so richtig und pur lernen möchte. Ohne Ablenkungen, ohne Alltag, ohne ToDo-Listen. Aus dem Möchten wurde das Müssen!

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Der Entschluss ist gefasst!

Anfangs hatte ich noch zig Bedenken, wie ich mir diese 10 Tage völliger Abgeschiedenheit aus meinem Alltag schneiden soll. Ich in meiner Welt als Mutter, mit Vollzeitjob, in einer Beziehung, wo der Partner ohnehin schon über zu wenig gemeinsame Zeit klagt, mit Freunden, die sowieso zu kurz kommen und Hobbies, die ich in die frühen Morgenstunden packe, um überhaupt ein bisschen Me-Time zu haben.

Aber wie das im Leben so ist, je häufiger man darüber nachdenkt bzw. seinen Fokus darauf ausrichtet, desto häufiger läuft es einem über den Weg. Es fühlt sich dann so an, als ob jemand einen ständig daran erinnern will, dass man ja noch was vorhatte.

Also alle Ausreden im Kopf einmal durchgegangen, um dann 2020 nach einem ziemlichen Umbruch im Privaten endlich den Entschluss zu fassen: Das mach ich jetzt! Ich will das! Ich brauch das!

Mitten in der Pandemie! Kommt da etwa schon wieder die nächste Ausrede?

Also habe ich recherchiert. Wo kann ich Vipassana machen? Und wo kann ich mich dafür anmelden? Im Grunde genommen ist es überall auf der Welt möglich. Dadurch, dass während des Kurses nicht kommuniziert wird bzw. Instruktionen ohnehin in Englisch erfolgen, könntest du es auch in einem Land erfahren, dessen Sprache du gar nicht sprichst.

Für mich war jedoch klar, dass ich Vipassana in Deutschland machen möchte. Es gibt ein Vipassana-Zentrum in Triebel/Sachsen. Pandemie hin oder her.

Die ersten Versuche

Leider ist es so, dass die Plätze stark begrenzt sind. Daher gibt es feste Termine, an denen du dich anmelden kannst. Das Zeitfenster ist ziemlich klein – an einem festen Tag ab 21 Uhr abends wird die Anmeldung geöffnet. Bis Mitternacht. Dann füllst du ein Formular aus mit deinen privaten Daten und beantwortest Fragen zu deinem Gesundheitszustand.

Und nun beginnt die Lotterie. Tatsächlich entscheidet das Zufallsprinzip. Bei meinen ersten beiden Versuchen erhalte ich nach ca. 1 – 2 Tagen eine Mail, dass meine Bewerbung leider nicht ausgewählt wurde. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob da manuell ausgesiebt wird oder es wirklich wie eine Lotterie und vollautomatisch abläuft.

Ich bin natürlich enttäuscht, werde aber nicht aufgeben.

Die Warteliste

Beim dritten Versuch lande ich tatsächlich auf der Warteliste! Das ist schon mal die halbe Miete. Ich bestätige, dass ich mit der Warteliste zufrieden bin und warte. Bin ich wirklich mit der Warteliste zufrieden? Heute wäre ich es definitiv nicht mehr. Damals war ich es jedenfalls.

Lange ist unklar, ob der Kurs überhaupt stattfindet. Bisher wurden pandemiebedingt alle abgesagt. Rückblickend irgendwie mein Glück, dass die früheren Anmeldungen nicht geklappt haben. So wurde ich nicht durch eine kurzfristige Absage enttäuscht.

Und tatsächlich: Drei Wochen vorher kommt eine Absage, dass der Kurs gecancelt wurde. Kleines Tief. Wenig später kommt dann eine Mail, dass er doch stattfindet. Neues Hoch. Irgendwie ist das eine ganz schöne Achterbahnfahrt. Doch ich bleibe geduldig, bereite schon gedanklich alles darauf vor, dass ich dabei bin.

10 Tage vorher nochmal die Abfrage, ob ich auf der Warteliste bleiben möchte. Ja, noch bin ich entspannt. Wie lange will ich eigentlich entspannt bleiben? Das Leben geht ja trotzdem irgendwie weiter mit Terminen, Job, Kind, Freunden. Anfragen purzeln rein, ich halte hin. Arbeitskolleg:innen werden prophylaktisch informiert. Mein Chef weiß noch von nichts.

Dann mein innerer Entschluss: Bis Montagmittag muss eine klare Entscheidung her, ob ich Mittwoch dabei bin. Niemand meldet sich. Ich schreibe es für mich gedanklich ab und mache Pläne für die kommenden Tage. Sehr viele Pläne. Die nächsten zwei Wochen werden grandios, soviel steht auf dem Programm. Ich hatte mir für den Fall der Fälle schon einen Plan B ausgearbeitet, damit die Enttäuschung nicht zu groß ist.

Dann am Dienstagvormittag der Anruf! „Sie können gerne teilnehmen, wenn Sie möchten. Es ist ein Platz frei!“. Ich lehne dankend ab. Und bin zufrieden, weil ich mir selbst treu bleibe.

Beim nächsten Mal klappt es bestimmt 😉

Es geht also weiter…

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Wir spulen ein Jahr weiter vor…

Tatsächlich hatte ich es noch mehrmals probiert, um immer wieder eine Absage zu erhalten. Schließlich bewerbe ich mich für meinen Wunschtermin im Juni. Da ich Vipassana in Deutschland mache, war es mein Wunsch, im Sommer dabei sein dürfen. Ich tue mich leichter auf Verzicht, wenn es zumindest draußen freundlich aussieht – die Sonne scheint, es morgens schon hell ist und die Natur in voller Blüte steht.

Und so sollte es kommen, dass – Trommelwirbel – ich wieder auf der Warteliste gelandet bin. Aufgrund meiner Erfahrungen beim letzten Mal war ich innerlich schon wieder hin- und hergerissen, was ich nun tun soll. Gleich absagen und damit anderen die Chance auf einen Platz freiräumen? Oder erstmal abwarten und schauen. Wie immer, wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, entschied ich mich fürs Nichtstun! Beste Entscheidung. Denn Mitte April kam eine E-Mail, dass ein Platz für mich frei geworden ist. Große Freude und natürlich große Aufregung, dass es dieses Mal einfach sein soll.

Wie es mir mit der 10 Tage Vipassana Meditation ergangen ist und was meine wichtigsten Erkenntnisse sind, teile ich hier in einem Erfahrungsbericht.

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